Achtsamkeit

Der Mesch ist KEIN Gewohnheitstier. Veränderungen sind menschlich.

In den vergangenen Monaten und Jahren ist das Thema Gewohnheiten, Strukturen und Veränderungen bei mir immer wieder präsenter geworden, dann aber auch wieder verschwunden. Es herrscht die gängige Meinung, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Und wenn man sich so umsieht, wie die meisten von uns mit Veränderungen im Leben umgehen, dann sieht man auch, dass diese Meinung bei vielen noch tief verankert ist: Veränderungen sind meist mit negativen Emotionen verbunden. Vor allem der Teil, wo man etwas Altes/Vergangenes loslassen muss.


Veränderungen begleiten uns von klein auf – lasst sie uns normalisieren.

Ich bin ehrlich: Ich habe oft neidisch auf die Mädels in meinem Umkreis geblickt die quasi seit sie auf der Welt sind eine beste Freundin haben und mit dieser bis heute unzertrennlich sind. Ich habe aber in den letzten Jahren auch immer öfter die Erfahrung gemacht, dass diese Unzertrennlichkeit in den meisten Fällen irgendwann endet – nämlich dann, wenn sich die Lebensphasen zu unterscheiden beginnen. Es kommt selten vor, dass zwei Lebenslinien genau linear verlaufen. Fast schon zwanghaft halten dann die ein oder anderen von uns an Freundschaften fest, die in unserer Definition eigentlich keine mehr sind und stehen irgendwann vor den Scherbentrümmern einer Freundschaft, weil man in das Leben der anderen Person einfach keinen Einblick mehr hat. Würden wir Veränderungen als normal betrachten, müsste diese Freundschaft nicht zerbrechen – es wäre okay, dass Leben sich eben nun einmal verändern.

Es ist menschlich, dass sich die Menschen in unserem Umfeld ändern. Kein Grund, Freundschaften zu kündigen.

„Leider ist auch diese Freundschaft irgendwann zerbrochen“, höre ich dann immer wieder. Seit der Geburt meiner Tochter durfte ich dann erleben, dass Veränderungen doch von Anfang an dabei  und normal sind: Zuerst gleich einmal die Trennung nach der Geburt, dann irgendwann sind auch andere Menschen außer Mama interessant. Kinder verändern sich ständig! Und wir Erwachsenen reagieren oft mit Wehmut darauf, weil wir damit nicht umgehen können. Kinder lieben andere Kinder und wollen dann die Welt entdecken. Die Bezugspersonen ändern sich im Laufe ihres Lebens mehrmals. Und wir sollten nicht immer so ein Drama draus machen, sondern es einfach normalisieren.

Freundschaften zerbrechen nicht, euer Leben verläuft nur gerade nicht mehr so parallel zueinander wie früher.

Und so habe ich es mir abgewöhnt, von „zerbrochenen“ Freundschaften zu sprechen. Denn eigentlich hat keine meiner Freundinnen je böswillig gehandelt, als sich unsere Wege irgendwann eben einfach geteilt haben. Die meisten von uns haben eben nur nicht gelernt, wie man damit umgeht, wenn sich der Weg von zwei Menschen, die bisher sehr viel gemeinsam gegangen sind, dann plötzlich doch trennt. Und dann sind wir böse, wenn die beste Freundin plötzlich einen Freund und nicht mehr so viel Zeit für uns hat – dabei ist das einfach der Lauf des Lebens.

Wenn wir Veränderungen als normal betrachten, können wir auch anders aufeinander zugehen, wenn sich die Wege wieder einmal kreuzen.

Wer sich nach so einer zerbrochenen Freundschaft später einmal begegnet, weiß, dass diese Begegnungen sehr unangenehm sein können. Wenn wir aber nicht jede Veränderung als schlecht betrachten, so könnten solche Freundschaften später wieder zusammenfinden. Nämlich dann, wenn das Leben die Linien wieder zusammenführt.

Veränderung umgekehrt: Dem Neuen gegenüber nicht so skeptisch sein.

Warum uns Veränderungen auch so schwer fallen? Weil wir gelernt haben, Neuem gegenüber skeptisch zu sein. Wir brauchen erst einmal, um zu fremden Menschen Vertrauen zu fassen. Wir brauchen, um uns im neuen Job sicher zu fühlen. Wenn wir aber auch das Neue nicht mehr so skeptisch betrachten, sondern uns sicher sind: Das schaffe ich – dann hätten wir auch aus dieser Sicht nicht mehr solche Angst vor Veränderungen.

So wie du Freundschaften gehen lassen musst, solltest du sie auch kommen lassen können.

Das gleiche gilt für Freundschaften. Ich kenne einige Personen, die aus Angst vor Verletzungen nicht mehr genug Mut haben, neue Freundschaften eingehen. Noch öfter trifft das zu, wenn es um eine Liebesbeziehung geht. Hab keine Angst vor der Veränderung, sondern betrachte sie als etwas Menschliches. Und im Zuge dessen, kannst du auch völlig neuen Personen die Chance geben, ein wichtiger Teil in deinem Leben zu werden: Egal ob es ein nettes Gespräch im Bus ist oder ob daraus eine Freundschaft wird, die tatsächlich länger hält.

Übrigens: Die Welt zeigt uns tagtäglich, dass Veränderungen ganz normal sind.

Aus der Nacht wird Tag. Aus dem Winter wird Sommer. Aus kurzen Tagen im Winter werden lange Tage im Sommer. Blumen blühen, blühen ab, lassen los, und blühen dann von neu. Menschen kommen auf die Welt, Menschen verlassen uns wieder. Aus einer Raupe wird ein Schmetterling. Es gibt so viele Beispiele wo wir sehen, dass Veränderung etwas ganz natürliches ist und nichts, wovor wir Angst haben müssen.

Die Gesellschaft in der wir leben profitiert davon, wenn wir denken, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist.

Unser ganzes Leben ist so aufgebaut, dass die Wirtschaft und die Gesellschaft in der wir leben davon profitiert, wenn wir denken, wir sind Gewohnheitstiere. Arbeiten von 8 bis 17 Uhr. Von 18 bis 65 Jahren. Wir verlieben uns, heiraten, bauen ein Haus und bekommen Kinder. Diese Kinder, sind es dann gewohnt, so zu lieben wie wir. Denk drüber nach: Wenn du Veränderungen als menschlich ansiehst, wird es für den Großkonzern langfristig etwas mehr Fluktuationen geben – aber unser eigenes Leben wird es extrem bereichern, wenn wir Veränderungen als normal betrachten.

Wenn du Neuem Gegenüber offen bist, hast du nicht mehr so viel Angst davor, das Alte loszulassen. Du bist dann immer sicher: Das Leben wird mir die richtigen Situationen und Menschen zur richtigen Zeit bringen.

 

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