Kommunikation,  Mentalfutter

Nicht alle Probleme gehören in deinen Tanzbereich

Bereits im Sommer habe ich in einem Beitrag ja schon darüber geschrieben, dass wir uns viel zu sehr Gedanken darüber machen, was andere von uns denken könnten. Damit einher geht auch eine Sache, die mir Tag für Tag bei vielen Menschen auffällt – insbesondere bei alljenen, die besonders einfühlsam sind: wir machen uns über viel zu viele Probleme unzählige Gedanken, die uns in Wahrheit überhaupt nicht belasten müssten. Sammeln sich genau solche Dinge zusammen, kann das in weiterer Folge zu einer großen Belastung für einen selbst werden.

Hast du dich schon einmal gefragt, wie oft du „Mitleid“ mit jemanden hast oder dich emotional mit Dingen außeinander setzt, die dich eigentlich selbst gar nicht betreffen?

Mir persönlich ist es das erste Mal aktiv aufgefallen, als ich zum ersten Mal beruflich mit Kunden zu tun hatte. Natürlich habe ich mich davor auch schon in die Probleme von Freundinnen hinein gesteigert – aber erst im Beruf habe ich mir die Frage gestellt: „Ist das jetzt wirklich auch mein Problem? Muss mich das jetzt belasten?“ Es gibt Personen, die fangen vor dir zu weinen an (vielleicht nicht in allen Branchen, aber ich denke es kommt öfter vor als wir alle denken) und irgendwie nimmt dich das dann zwangsläufig auch mit. Bei Freunden ist es oft noch extremer, es fällt uns in diesem Fall nur nicht so stark auf, weil uns die Probleme von Personen die uns nahe stehen, natürlich viel eher belasten, als Probleme von Fremden. Wenn man selbst aber dazu neigt, die Probleme von Anderen (vor allem von Fremden, Kunden, usw.) zu sehr zu zerdenken, sollte man sich einmal folgendem Gedankengang stellen:

Es ist okay, dass meinem Gegenüber Emotionen überkommen oder gar durchgehen. Es gibt Ausnahmesituationen. Es gibt auch kleinere Probleme, bei denen Personen mich um Hilfe bitten. Aber ist es auch okay, dass mich die Gefühle der anderen belasten? Oder, dass ich da mit hinein gezogen werde?

Vom Helfersyndrom bis hin zu denen, die nur an sich selbst denken…

Ganz klar, 99 % der Menschen, die sich in die Situationen von Anderen einfühlen, wollen einfach „nur“ helfen. Das sind die, über die dann hinterher meistens gesagt wird: „Der hat ein Helfersyndrom.“ oder „Die mischt sich überall ein.“. Dann gibt es noch die „Anderen“. Die, die cool bleiben. Und über die heißt es dann: „Der ist so arrogant, der interessiert sich überhaupt nicht für die Probleme der Anderen.“ oder „Wie kann man nur so eingebildet und abgebrüht sein.“ Ihr seht schon – wie man’s macht ist es irgendwie falsch. Erfahrungsgemäß geht es aber am Ende der Gruppe von Personen besser, die relativ wenig darauf geben, was andere von ihnen denken und sich dementsprechend verhalten. Außerdem:

Du kannst es sowieso nicht allen recht machen.

Ich will damit nicht sagen, dass ihr in Zukunft niemandem mehr helfen sollt. Ich will damit sagen, dass man in Zukunft genauer darauf achten sollte, welche Probleme man zu eigenen Problemen werden lässt und welche nicht. Über welche Probleme man sich stundenlang Gedanken macht und über welche nicht. Es macht Sinn, sich klare Grenzen zu setzen. Deshalb auch der Spruch aus „Dirty-Dancing“ der hierfür sehr passend ist: „Dein Tanzbereich. Mein Tanzbereich.“ Und nur du selbst bestimmst, wer in deinen Tanzbereich darf und wer nicht.

Es geht darum, sich zu überlegen, welche Probleme in den eigenen Tanzbereich kommen dürfen und welche nicht. Wir lassen viel zu viele Probleme in den eigenen Bereich hinein und dieses werden dann unnötig zur Belastung.

Ich habe mir überlegt, wie man diese Thematik aufzeichnen könnte. Die orangen Punkte sind die Probleme – wichtig ist aber, wie du „deinen Tanzbereich“ abgrenzt. Das erste Bild beschreibt alljene, die einen relativ anfälligen Tanzbereich haben. Eine sehr positive Eigenschaft:

Von alljenen die hier angesiedelt sind, wird man IMMER Hilfe bekommen!

ie Probleme der Anderen werden hier aber sehr leicht zur Belastung. Die Grenze ist relativ leicht zu überschreiten. Man macht sich stundenlang Gedanken. Regt sich darüber auf, wenn jemand anders unfair behandelt wurde, obwohl es einen selbst gar nicht betrifft.

Der zweite Typus hier könnte auch als „Verschlossen“ gelten. Das sind alljene, die Probleme von außen gar nicht an sich heran lassen. Hat vor allem eine sehr positive Sache an sich:

Selbstschutz!

Auch diese Variante kann zur Belastung werden – umgekehrt tut man sich hier nämlich ziemlich schwer, eigene Probleme mit Anderen zu teilen. Und, dass man manchmal eben Hilfe benötigt, brauche ich hier hoffentlich nicht extra zu erklären. Es bleibt aber zu sagen, dass wenigsten Personen langfristig als „arrogant“ bezeichnet werden, obwohl der Selbstschutz vielleicht ganz andere Gründe hat.

Aus diesem Grund gibt es noch den dritten Typ: das, wäre IDEAL! Ich denke, es gibt kaum jemanden, der das Ideal erreichen kann. Aber:

Durch bewussteres Überlegen kann man genau bestimmen, was in den eigenen Tanzbereich darf und was nicht.

Du kannst deine Grenzen immer wieder öffnen und schließen. Sich langfristig um jedes Problem zu kümmern wird auf Dauer aber nicht funktionieren. Genauso wie es nicht funktionieren kann, immer alles abzuschotten.

Und für Alle die jetzt sagen: Ich kann doch nicht einfach damit aufhören, meinem Umfeld zu helfen, wenn es mich darum bittet.

Das sollst du auch nicht! Der nächste Schritt ist es nämlich dazwischen zu differenzieren:

Was ist ein Problem? Inwiefern ist es mein Problem? Inwiefern muss mich dieses Problem auch emotional belasten?

Ziemlich oft passiert es nämlich, dass wir uns in Dinge reinsteigern, die objektiv betrachtet viel einfacher zu lösen sind. Habt keine Angst davor, was Andere von euch denken könnten, wenn ihr einmal etwas pragmatischer an eine Sache herangeht, als bisher. Das Problem selbst wird dadurch viel schneller bekämpft und ihr seid in weiterer Folge leistungsfähiger, da ihr euch nicht so lange damit beschäftigt habt!

Zum Abschluss: Mentalfutter-Übung für alle die dazu neigen, fremde Probleme zu ihren eigenen zu machen:

Aus eigener Erfahrung weiß ich wie es sein kann, plötzlich in viele Geschichten und Probleme involviert zu sein. Solltest du merken, dass dir das manchmal alles zu viel wird, mach über einen Zeitraum von ein paar Tagen bis hin zu mehreren Wochen täglich die folgende Übung:

Reflektiere am Abend oder gleich in der Früh (solltest du am Abend keine Lust mehr dazu haben, ansonsten empfehle ich es dir, so schnell wie möglich alles aufzuschreiben) was an einem Tag alles passiert ist. Überlege dir genau:

Welche Dinge sind passiert? Was hat mich in welcher Weise emotional belastet? Warum hat es mich belastet oder aufgewühlt? 

Das Ganze hat mit Ursachenforschung zu tun. Wenn du die Dinge, die dir tagsüber begegnen, abends mit ein bisschen Abstand noch einmal neutraler betrachtest, wirst du auch merken: Nicht jedes Problem muss automatisch auch dein Problem sein. Oft kannst du auch helfen, ohne dich weiter damit zu beschäftigen.

Sich jeden Tag mit solchen kleinen Themen außeinanderzusetzen? Das ist #mentalfutter.

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